Jobporträt: Philipp Sevenich, Informatik

1. Wo ist Ihr Platz in der ARD?

Angestellt bin ich beim WDR in der Kölner Innenstadt und habe dort auch meinen Arbeitsplatz. Viele meiner Aufgaben erfülle ich mit Kollegen/innen aus anderen Landesrundfunkanstalten der ARD.  Die meisten Abstimmungen erfolgen remote, aber manchmal ist auch der persönliche Austausch vor Ort in einer anderen Landesrundfunkanstalt wichtig.

2. Um was geht es in Ihrem Job?

Ich bin im WDR für den Bereich KI- und Datenmanagement verantwortlich. Unser Fokus liegt auf dem sinnvollen Einsatz von Datenanalysen und Künstlicher Intelligenz. Die Basis bilden Nutzungs- und Metadaten. Wir liefern umsichtig aufbereitete und valide Daten, die Anstöße geben, Perspektiven zu verändern und Horizonte zu erweitern. Dazu analysieren wir die Nutzung unserer Formate von TV bis Podcast. Als überzeugte Netzwerker basiert unsere Arbeit auf dem Austauschen, Kooperieren und dem Finden gemeinsame Lösungen.

Durch den Einsatz von Daten, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz stärken wir die Programm-Exzellenz sowie die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags, auch indem wir ein individualisiertes Angebot für Nutzende zur Verfügung stellen. Wir unterstützen Kollegen/innen und Nutzende aktiv, um das für sie Wesentliche zu filtern. Unsere Analyseergebnisse sind Entscheidungsgrundlagen für unser Management und unsere Redaktionen.

Wir zahlen von zwei Seiten auf den Public Value der gesamten ARD ein. Intern versorgen wir Entscheider:innen mit Fakten zur Nutzung sowie Wirtschaftlichkeit. Und wir entlasten Mitarbeitende in ihrer täglichen Arbeit und schaffen datenbasierte Perspektivenvielfalt für die inhaltliche Arbeit.

Nutzenden ermöglichen wir es, relevante Inhalte leichter zu finden und die Angebote für sich selbst anzupassen. Wir geben Anregungen, Themen kritisch zu betrachten, aber so, dass man sich nicht belehrt, sondern bereichert fühlt. Durch unser datenorientiertes Arbeit bauen wir Komplexität ab und fördern dadurch mehr inhaltliche Qualität.

3. Was ist reizvoll an dem Beruf?

Besonders reizvoll finde ich: Dinge zu bewegen! Neue Methoden und Technologien einzuführen und mit unterschiedlichsten Menschen in Kontakt zu treten, um gemeinsam Lösungen zu schaffen. Als Netzwerker und Führungskraft ist kein Tag wie der andere. Es gibt tägliche neue Herausforderungen und Aufgaben. In unseren Projekten reizt mich der Austausch mit den Kollegen/innen der ARD und die dadurch entstehenden neuen Ideen. Hinzu kommt, dass es sich um Themen handelt, die für fast alle im WDR und in der ARD interessant sind. Deswegen ist es so schön, dass wir z.B. beim Thema KI interdisziplinär in einem ARD-KI-Netzwerk zusammenarbeiten.

"Last but not least" kann ich mich mit den Produkten der ARD und des WDR voll identifizieren und freue mich jeden Tag Teil davon zu sein. Das fängt schon morgens an, wenn ich den 6:30 Podcast vom WDR höre.

4. Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?

Ich habe 2004 im WDR als Auszubildender Fachinformatiker für Systemintegration angefangen. Nach der dreijährigen Ausbildung mit vielen interessanten und auch IT-übergreifenden Stationen bin ich im Servicebereich der IT übernommen worden. Zu dem Zeitpunkt stand schon fest, dass ich mich gerne noch mit einem Studium weiter qualifizieren wollte. Der WDR hat mir die Möglichkeit hierfür geboten, sodass ich ein berufsbegleitendes Bachelor Studium in Wirtschaftsinformatik absolviert habe. Im Anschluss leitete ich direkt mein erstes Projekt, in dem es um die Umstrukturierung der IT-Hotline ging. Als ich später Teamleiter wurde, lag der Fokus auf der Servicesteuerung zwischen WDR und externen Dienstleistern. Um meine bis dahin erlangte Berufserfahrung noch weiter zu ergänzen, habe ich gleichzeitig einen Master in IT-Management absolviert. Parallel zu dem Studium bin ich im WDR ins IT-Projektmanagement gewechselt und habe dort 2016 das erste KI-Projekt der ARD geleitet. Damals ging es darum, mit Hilfe von KI, Metadaten für unsere Audio-, Video- und Text-Inhalte automatisiert zu generieren um sie so schneller und zielgerichteter über eine crossmediale Suche zu finden.

Nach dem ich 2019 für ein halbes Jahr ein Sabbatical genommen habe, um die Welt zu bereisen und neue Perspektiven zu erhalten, bin ich 2020 in die Intendanz gewechselt und habe dort den Innovation Hub mit Kollegen/innen aus unterschiedlichen Bereichen aufgebaut. Auch dort habe ich mich mit dem Bereich KI auseinandergesetzt und u.a. einen Prototyp mit der Stimme der Moderatorin Steffi Neu und einen Zukunftsreport zu Synthetischen Medien (zukunft.wdr.de) mit den Kollegen/innen veröffentlicht. Auch auf Grund des Zukunftsreports, stand 2022 der nächste Schritt an. Die Gründung eines KI- und Datenbereichs, den ich seit diesem Zeitpunkt leiten darf. Zu diesem Zeitpunkt Anfang 2022 war ChatGPT zwar noch nicht veröffentlicht, aber trotzdem war uns bewusst, dass sich unsere Arbeiten und der Medienkonsum durch KI verändern wird. Seit Anfang 2022 leite ich in der ARD zusätzlich das CC & Analytics, um von KI-Aktivitäten in der ARD gegenseitig zu lernen bzw. zu profitieren und letztendlich das Nutzungserlebnis für unsere Nutzer/innen zu verbessern.

5. Was sollte man mitbringen?

Das kommt ganz darauf an, welche Rolle man einnehmen möchte. Ich würde sagen, dass ganz verschiedene Fähigkeiten in einem Team benötigt werden, daher kann man das so pauschal nicht sagen. Ich finde die typischen IT-Klischees gelten in der heutigen Zeit nicht mehr. Beispielsweise sollte ein IT-Projektleiter soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeit mit unterschiedlichen Nutzergruppen und Organisationstalent mitbringen. Als Softwareentwickler ist auch das Interesse wichtig, sich immer wieder mit neuen Programmiersprachen und Technologien auseinander zu setzen. Unabhängig sollte man Lust auf den öffentlichen Rundfunk haben und sich dafür interessieren, wie Technologien den Medienkonsum verändern.

6. Was erwartet einen in der ARD?

Ein super interessantes Aufgabenfeld. In den nächsten Jahren stehen viele Veränderungen an, bei denen Technologien gefragt sind. Diese gilt es gemeinsam interdisziplinär umzusetzen.

7. Ihr Tipp für künftige Bewerber/innen?

Bewerben! Nicht denken, da habe ich eh keine Chance.

6.8.2024