Das Junge Onlineangebot: Frischer Wind bei ARD und ZDF

Podiumsdiskussion der ARD-Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK): Unter dem Motto "Was geht im Netz? – Perspektiven für den Onlineauftrag von ARD und ZDF" ging es bei den Medientagen München um das Junge Angebot von ARD und ZDF und um die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen im Internet.

Anlässlich der von der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossenen Beauftragung des Jungen Onlineangebots von ARD und ZDF diskutierten am Donnerstag (22.10.2015) Experten aus Politik und Wissenschaft mit Vertretern des privaten und öffentlich-recht­lichen Rund­funks und seiner Aufsichtsgremien über die notwendige Weiterentwicklung des öffent­lich-rechtlichen Telemedienauftrags.

Maßgeblich für den Erfolg des Angebots ist nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer, dass die jungen Nutzer in die Entwicklung der Formate eingebunden werden und sich mit den Inhalten identifizieren. "Wichtig ist, dass die jungen Nutzer gemeinsam mit den Verant­wortlichen experimentieren und Ideen entwickeln. Darüber darf dann durchaus auch gestritten werden", so Uwe Grund, Vorsitzender der Gremienvorsitzendenkonferenz der ARD (GVK). Prof. Dr. Birgit Stark, Sprecherin des Forschungsschwerpunkts Medien­konvergenz an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ergänzt: "Ein Erfolg wäre es, wenn die jungen Leute die Inhalte des Jungen Angebots mit der Marke "öffentlich-recht­lich" verknüpfen und auch erkennen, was sie von anderen Angeboten unterscheidet." Die junge Zielgruppe sei für ARD und ZDF keineswegs endgültig verloren. Ihr Nutzungs­ver­halten sei sehr dynamisch, der öffentlich-rechtliche Rundfunk könne sie durch relevante Inhalte zurückgewinnen.

VPRT-Geschäftsführer Claus Grewenig sagte: "Auch beim Jungen Angebot ist die Relation zum öffentlich-rechtlichen Auftrag erforderlich." Aus seiner Sicht sollten die inhaltlichen Schwerpunkte des Angebots in den Bereichen Bildung, Politik und Information liegen. SWR-Intendant Peter Boudgoust stellte klar: "Das Junge Angebot wird nur geringe Markt­auswirkungen auf private Anbieter haben, gerade weil es sich durch sein klares öffent­lich-rechtliches Profil von den kommerziellen Angeboten unterscheidet." ARD und ZDF seien durch das Junge Angebot im Übrigen nicht von der Verpflichtung befreit, das lineare Angebot zu verjüngen. Er erwarte, so Boudgoust weiter, dass die Macher des Jungen Angebots auch positive Impulse in die Gestaltung der übrigen Programme geben.

Für Staatsminister Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt, hat bereits die Debatte um das Junge Angebot in den Anstalten neue Ideen initiiert, auch für das lineare Programm. Hier sei ein frischer Wind spürbar. "Die Macher müssen sich noch mehr als sonst um Qualität bemühen", sagte Robra mit Blick auf die besonderen Heraus­for­derungen bei der Ansprache junger Zielgruppen. Alle Teilnehmer waren sich darin einig, dass das Junge Angebot einen tatsächlichen Mehrwert für junge Mediennutzer schaffen müsse, um zu überzeugen.

VPRT-Geschäftsführer Grewenig sieht einige Punkte der Beauftragung nach wie vor kritisch. Den Gang nach Brüssel hält er sich daher offen, die Entscheidung hänge insbesondere von der konkreten Ausgestaltung des Angebots ab. Hierzu hätten der VPRT und die Öffentlich-Rechtlichen weitere Gespräche verabredet. Der GVK-Vorsitzende Grund hält die nun festgelegten rechtlichen Begrenzungen für ausreichend: "Das Korsett ist eng genug geschnallt. Nun müssen ARD und ZDF die Chance haben, das Junge Angebot zu starten und weiter zu entwickeln."

Die Diskussion wurde moderiert von der NDR-Journalistin Anna Marohn und wird am 7. November 2015, 22.30 Uhr, im Rahmen der "Denkzeit" in ARD-alpha ausgestrahlt.