Jobporträt: Tobias Braun, Finanzen

1. Wo ist Ihr Platz in der ARD?

Ich arbeite beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt. Dort bin ich stellvertretender Sachgebietsleiter des Rechnungswesens und Teamleiter der Finanzbuchhaltung.

2. Um was geht es in Ihrem Job?

Die Finanzbuchhaltung ist zuständig für die ordnungsgemäße bilanzielle Erfassung aller Geschäftsvorgänge. Das erste Halbjahr steht meist voll im Zeichen der Jahresabschlusserstellung. Dabei sind beispielsweise Konten abzustimmen, Rückstellungsbedarfe zu ermitteln, Dokumentationen für die Jahresabschlussprüfung zu erstellen und Beschlussvorlagen für die Gremien vorzubereiten. Als Ansprechpartner der Wirtschaftsprüfer bin ich zudem immer wieder gefordert, Buchungsvorgänge und deren Hintergründe zu erläutern. In der zweiten Jahreshälfte gewinnt das normale Tagesgeschäft wieder die Oberhand. Buchhalterische Fragen sind zu klären, Auswertungen für die Geschäftsleitung zu erstellen, Steuererklärungen vorzubereiten oder die Auswirkungen von Gesetzesänderungen auf die Buchhaltung zu analysieren. In regelmäßigen Sitzungen tauschen wir uns zudem im Fachbereich über aktuelle Vorgänge aus und stimmen Termine ab. Auch Projektarbeit gehört dazu. Etwa wenn Abläufe und Strukturen optimiert werden sollen oder die Einführung einer neuen Software ansteht.

3. Was ist reizvoll an dem Beruf?

Dem mancherorts noch verbreiteten Vorurteil, dass es in der Buchhaltung eher trocken und eintönig zugeht, möchte ich natürlich entgegentreten. Die Arbeit im Rechnungswesen hat sich über die Jahre gewandelt. Viele Routineaufgaben, wie etwa die Datenerfassung, werden heute, mit Unterstützung der IT, weitgehend automatisiert abgewickelt. Parallel wird es immer wichtiger, die sich stetig wandelnden rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen im Blick zu behalten und gegebenenfalls die richtigen Rückschlüsse für die eigene Bilanzierung zu ziehen. Damit dies gelingen kann, muss man ein Stück weit durch die Zahlen hindurch schauen und auch ein Verständnis für die dahinter stehenden Geschäftsvorgänge entwickeln. Genau dies macht für mich den großen Reiz meiner Arbeit aus. Nicht nur der reine Zahlenverwalter zu sein, sondern aktiv als Partner und Dienstleister die Kolleginnen und Kollegen in den Programm-, Technik- und Verwaltungsbereichen in Finanzfragen zu unterstützen. Wenn ich mit meiner Arbeit am Ende einen kleinen Teil dazu beitragen kann, dass ein toller Spielfilm entsteht oder ein Projekt realisiert werden kann, dann motiviert das ungemein.

4. Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?

Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann habe ich an der Hochschule RheinMain ein Studium zum Master of Laws mit dem Schwerpunkt Accounting and Taxation absolviert. Danach war ich zunächst ein Jahr lang in einer Steuerberatungsgesellschaft tätig. Eine interessante und lehrreiche Zeit, jedoch wurde ich mir dort bewusst, dass meine berufliche Zukunft nicht im Beratungsumfeld liegt. Daher habe ich mich neu orientiert und 2010 ein 18-monatiges Traineeprogramm im Finanzmanagement des Hessischen Rundfunks begonnen. Einigen in meinem Umfeld erschien dies zunächst als Rückschritt in der Karriereleiter aber für mich hat es sich als goldrichtige Entscheidung erwiesen. Einerseits konnte ich mich bereits während des Traineeprogrammes voll in den Arbeitsalltag einbringen, andererseits gab mir das Programm aber auch den Raum, mich sorgfältig in neue Themengebiete einarbeiten zu können und viele Facetten des Finanzbereiches, sowie auch gänzlich anderer Arbeitsbereiche wie z.B. der Fernsehproduktion, kennenzulernen. Das erleichterte mir den späteren, nahtlosen Einstieg in die Festanstellung erheblich. Nachdem ich einige Jahre weitere Berufserfahrung in verschiedenen Bereichen des Rechnungswesens sammeln konnte, ergab sich 2014 die Möglichkeit, als Teamleiter der Finanzbuchhaltung weitere Verantwortung zu übernehmen. Eine Aufgabe die mir bis heute sehr viel Freude macht und die immer wieder neue Herausforderungen für mich bereit hält.

5. Was sollte man mitbringen?

Wer sich für ein Traineeprogramm im Finanzmanagement interessiert, sollte zunächst aus dem Studium gute wirtschaftswissenschaftliche Grundkenntnisse mitbringen. Je nach persönlichem Schwerpunkt sind Kenntnisse in der Kostenrechnung oder der Bilanzierung nach HGB gefragt. Vorkenntnisse in SAP können hilfreich sein, sind aber für das Traineeprogramm keine Bedingung.

Neben der fachlichen Qualifikation halte ich es für sehr wichtig, dass man sich auch persönlich mit dem öffentlichen-rechtlichen Rundfunk identifizieren kann. Wer im Programmangebot der ARD für sich selbst keinerlei interessante Angebote ausmachen kann, der wird es möglicherweise schwer haben, die für eine gute Arbeit notwendige Motivation aufzubringen. Etwas Leidenschaft und Begeisterung für die Sache gehören hier einfach dazu

6. Was erwartet einen in der ARD?

Die ARD ist eine Arbeitsgemeinschaft der neun öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten sowie der Deutschen Welle. Diese sind im Grundsatz zwar selbständig, arbeiten jedoch über diverse Gemeinschaftsprogramme, gemeinschaftliche Einrichtungen und Tochtergesellschaften sowie im Rahmen von Koproduktionen und Kooperationen eng miteinander zusammen. Dies führt einerseits zu einer hohe Produktivität und vielfältigen Programmangeboten, bringt aber auch hohe Anforderungen an das Finanzmanagement mit sich. Wer neu in den Verwaltungsbereich der ARD kommt, der muss sich etwas Zeit geben, diese teilweise komplexen Verflechtungen zu verinnerlichen.

Anders als ein normales Produktions- oder Dienstleistungsunternehmen ist die ARD zudem nicht auf Profitorientierung ausgerichtet, sondern hat mit den ihr zur Verfügung stehenden Rundfunkbeiträgen einen ihr gesetzlich zugewiesenen Auftrag wahrzunehmen. Der Erfolg eines Geschäftsjahres lässt sich also nicht alleine aus den finanziellen Kennzahlen ablesen, sondern bemisst sich insbesondere auch über den Erfolg des Programmes, der sich über Einschaltquoten und Hörerzahlen relativ gut bewerten lässt.

7. Ihr Tipp für künftige Bewerber/innen?

Bewerber sollten sich vorab einen kurzen Überblick über die Organisation und die Finanzen der ARD bzw. der jeweiligen Rundfunkanstalt verschaffen. Alle Rundfunkanstalten veröffentlichen im Internet ihre Geschäftsberichte. Dort finden sich, neben Informationen zu den programmlichen Aktivitäten, regelmäßig auch Angaben zur finanziellen Lage. Wer hier Interesse zeigt und etwas Hintergrundwissen mitbringt, der kann im Vorstellungsgespräch damit sicherlich punkten.